Pokalfinale 2009Eigenes Frauenfinale stößt auf SkepsisStimmen und Bilder zum Pokalfinale 2009 | ||
Text und Bilder von Tom Schlimme 31.05.2009 Weitgehende Einigkeit herrschte nach dem Pokalfinale 2009, dass Duisburg das Spiel zwar hochverdient gewonnen hat, Potsdam aber keineswegs so schwach ist, wie das Ergebnis vermuten lässt. Weit auseinander gehen aber nach wie vor die Meinungen zum eigenständigen Frauenfinale, das in Zukunft nicht mehr in Berlin stattfinden soll. Wobei noch unklar ist, was „in Zukunft” überhaupt bedeutet. DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger legte großen Wert darauf zu betonen, dass noch keine Entscheidung getroffen worden sei, wie es nach der WM 2011 mit dem Pokalfinale der Frauen weitergeht. Aufgrund der U20 WM 2010 und der WM 2011 in Deutschland hätte es von den Terminvorgaben her gar keine andere Möglichkeiten gegeben, als ein eigenständiges Frauenfinale durchzuführen. Wenn sich dieses in diesen zwei Jahren bewähre, gehe es auch in Zukunft so weiter, falls die Zuschauerresonanz aber niedriger ausfallen sollte als erhofft, könne es auch gut sein, dass man zum bewährten Prinzip der Doppelveranstaltung zurückkehren werde, stellte der DFB-Chef klar.
Recht wäre dies einigen, so zum Beispiel Potsdams Trainer Bernd Schröder. Dieser machte vor dem Spiel keinen Hehl aus seiner Skepsis zum Thema Verlagerung weg von Berlin, da er bezweifle, dass der Frauenfußball schon so weit sei, diesen Schritt zu gehen. Nach dem Spiel bedauerte Schröder allerdings die geringe Zuschauerzahl in diesem Jahr, die ihn enttäuscht habe. Wenn die Frauenvereine insgesamt aber nur 2500 Karten bekämen, wie dies bei den Doppelveranstaltungen der Fall sei, könne man aber wohl nicht so viel erwarten, ließ Schröder durchblicken, dass er in diesem Punkt nicht festgelegt ist und im Falle eines erfolgreichen eigenständigen Frauenfinales seine Meinung schnell ändern würde. ![]() Der Spielverlauf setzte Potsdams Trainer Bernd Schröder, hier kurz nach der Siegerehrung, sehr zu.
„Hatte heute Duisburg sowohl die besseren Einzelspielerinnen als auch das bessere Kollektiv?” fragte ich beide Trainer. ”Angesichts des Ergebnisses ist das ja wohl klar”, war die lakonische Antwort von Bernd Schröder. ![]() Für Martina Voss schloss sich ein Kreis. Als Spielerin feierte sie ganz zu Beginn der Doppelveranstaltung große Erfolge, nun verabschiedet sie sich als Trainerin mit einem sensationellen 7:0 von Berlin. Voss befürwortet den Wechsel, da die Spielerinnen mehr Zuschauer verdient hätten Zum Thema Abschied von Berlin meinte Voss, dass die Spielerinnen mit großem |
![]() Sicher immer ein tolles Erlebnis für die Siegerinnen des Frauenfinales in Berlin war die Ehrenrunde. Da gab es immer großen Applaus auch von den Fans des Männerfußballs. In diesem Fall feierten vor allem die Fans von Bayer Leverkusen die Duisburger Siegerinnen enthusiastisch. Doch zu Beginn des Spiels war das Stadion enttäuschend leer | |
persönlichem Einsatz ihren Sport leben würden und aufgrund ihrer Leistung verdient hätten, dass mehr Zuschauer bei ihrem Finale dabei wären. Ein Stadion im Westen wäre ihr natürlich sehr lieb, aber auch Frankfurt brächte gute Perspektiven mit. ![]() Alexandra Popp nahm sich den Pokal und spielte Fangen mit Marina Hegering. Solche Szenen hat man auch bei den Männern schon gesehen, aber bei den Frauen kommt es auf eine besondere Art sympathisch rüber. Doch allgemein war eine große Skepsis zu spüren, ob ein eigenes Frauenfinale wirklich funktionieren kann. Die Doppelveranstaltung mit den Männern sicherte ein großes Medieninteresse auch für das Frauenspiel, niemand kann sicher sagen, dass dieses Interesse bei einem reinen Frauenfinale auch vorhanden ist. Ebenso lässt sich der Zuschauerzuspruch im Vorhinein nur schwer vorhersagen. ![]() Duisburg kommt aus dem Westen und Leverkusen auch, so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Fans von Bayer Leverkusen schnell auf die Seite des FCR schlugen. Als sie dann im Stadion waren und sahen, dass der Westverein führte. In der ersten Halbzeit war der Leverkusener Fanblock noch fast leer. Wie auch das gesamte Stadion! Ergänzen möchte ich noch, dass ich am Vormittag in Berlin etliche Fans der Männervereine (Werder Bremen und Bayer 04 Leverkusen), die wie ich durch die Stadt streiften, befragt habe, ob sie denn wüssten, welche Frauenmannschaften denn heute spielen würden. Sehr viele wußten es nicht, und es war ihnen auch egal, da sie nicht vorhatten, zum Frauenspiel schon da zu sein. In der S-Bahn zum Stadion saß ich neben einem jungen Paar, dass, wie ich im Gespräch heraushörte, im Servicebereich zur Arbeit im Olympiastadion antrat. „Wer spielt denn eigentlich bei den Frauen”? fragte sie ihn. „Turbine Potsdam und noch irgendwer”, war die Antwort. „Frauenfußball ist wie Fußball in Zeitlupe”, das hörte ich öfter in meinen Gesprächen mit Männerfans. Mag gut sein, dass es für jemanden, der Männerfußball gewöhnt ist, so wirkt. Das Potential, eingefleischte Männerfans von den Qualitäten des Frauenfußballs zu überzeugen, scheint mir nach den Gesprächen, die ich am Samstag in Berlin geführt habe, jedenfalls begrenzt. Der Frauenfußball wird wohl seine eigenen Fans finden müssen, und ein Schritt hin zum eigenständigen Frauenfinale kann auf diesem Weg kaum schaden. Weitere Stimmen und Impressionen![]() Auf die Frage, ob sie gegen Bayern München noch einmal mit Vollgas spielen würden, antwortete Annemieke Kiesel: „ Ja, denn wir sind Sportler und wir verlieren nicht gerne!” |
Anja Mittag zeigte sich nach dem Spiel sehr geknickt. „Da bist du in einem Finale und verlierst 7:0, das ist schon heftig!” meinte Mittag fassungslos ![]() Vor der Saison hätte man die Turbinen nicht unbedingt im Pokalfinale erwartet, schon die Teilnahme war ein Erfolg. Doch nach dem 0:7 standen die Spielerinnen des 1. FFC Turbine Potsdam wie begossene Pudel auf dem Rasen ![]() Linda Bresonik wurde gefragt, ab wann sie denn an den Sieg geglaubt habe. „Nach dem 2:0 habe ich noch gedacht, oh, Vorsicht, die schießen noch ein Tor und gehen dann noch mal richtig ab, nach dem 3:0 habe ich immer noch gedacht, wenn die jetzt noch ein Tor schießen, können sie immer noch eine Aufholjagd starten. Aber nach dem 4:0 war mir dann klar, dass heute wir gewinnen!” ![]() Nach dem UEFA-Cup hielt Duisburgs Kapitänin Inka Grings nun auch den DFB-Pokal in ihren Händen ![]() Die Spielerinnen steckten den Wolkenbruch Ende der zweiten Halbzeit deutlich besser weg als die Fotografen...
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