von Roland Baumann
01.09.2006
Wenn die deutschen Fussballfrauen 2007 zur WM nach China wollen, mussten sie im Auswärtsspiel in Schaffhausen gegen die
Schweiz unbedingt einen Sieg holen. Nun, ein Auswärtsspiel war es eigentlich nicht. Ein grosser Teil der 4000 Zuschauer war
über die nahe Grenze gekommen.
Das Spiel ging denn auch gleich munter los: Kaum war das Spiel angepfiffen, musste die Schiedsrichterin die Partie
unterbrechen. Conny Pohlers hatte den Ball nach einem Einwurf aus spitzem Winkel über die sichtlich überraschte schweizer
Torfrau Marisa Brunner in die Maschen gesetzt - 0:1 nach gerade einer Minute. Nur vier Minuten später hatte Petra Wimbersky
eine dicke Chance, traf aber nur das Außennetz. Dann war es aber erst mal mit vorbei mit der deutschen Überlegenheit.
Stattdessen musste Nadine Angerer in der neunten Minute Kopf und Kragen riskieren, um den Ausgleich durch Vanessa Bürki zu
verhindern. Steffi Jones konnte die Neu-Münchenerin, die erst in der letzten Woche noch bei der U20-Weltmeisterschaft in
Russland aktiv war, nicht stoppen.
Ein Blitztor nach 59 Sekunden: schöner konnte Conny Pohlers (l.) ihr 50. Länderspiel nicht angehen.
Foto: Martin Kochem
In der Folge plätscherte das Spiel vor sich hin. Der deutsche Angriff stockte, weil das Zuspiel zu ungenau und der
Spielaufbau zu durchsichtig war. Erst in der 38. Minute gab es wieder Aufregung im Stadion, als Birgit Prinz aus etwa 25
Meter knapp übers Tor zielte. Ansonsten dominierte auf beiden Seiten die Defensive und bis zur Halbzeit passierte nichts
mehr.
Nach dem Wechsel gings dann aber richtig los. In der 54. Minute waren die Schweizerinnen nicht in der Lage, den Ball im
Strafraum wegzuspielen. Kerstin Garefrekes hatte die Chance zum
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In der zweiten Halbzeit gab es einen wahren Sturmlauf auf das schweizer Tor. Marisa Brunner (Mitte) hielt, was zu halten
war, war jedoch mit zunehmendem Spielverlauf der nachlassenden Kondition ihrer Mannschaft ausgeliefert.
Foto: Roland Baumann
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Führungsausbau, die Frankfurterin setzte den Ball jedoch
nur an den Pfosten. Dann doch noch das 0:2: auf Zuspiel von Wimbersky ließ Brigit Prinz der schweizer Torfrau keine Chance.
Und der Druck aufs schweizer Tor wurde stärker. Gleich nach ihrer Einwechslung kam Anja Mittag zu einer guten Möglichkeit
nach Vorlage von Prinz. Wenige Minuten später war Mittag wieder im Mittelpunkt des Geschehens, als sie klar im Strafraum
gelegt wurde - doch der Pfiff blieb aus. Zu allem Unglück verletzte sie sich in einem Zweikampf nur wenige Sekunden später
so stark, dass sie ausgewechselt werden musste.
Dann eine letzte Chance für die Schweiz, aber das Zuspiel von Franziska Schärer konnte Nadine Angerer vor Selina Zumbühl
abfangen. Das deutsche Spiel lief weiter: In der 70. Minute fiel Prinz eine missratene Torwartabwehr für die Füße, doch ih
Lupfer über die Abwehr fand erneut nur den Pfosten. In der 72. Minute endlich wieder Zählbares, als Petra Wimbersky einen
Querpass zum 3:0 für die Gäste vollendete. Als in der 78. Minute Isabell Bachor und Prinz mit der schweizer Abwehr Katz und
Maus spielten und Renate Lingor zum 4:0 vollstreckte, war der Widerstand der Eidgenossen gebrochen. Zum einen verließen
die ersten Zuschauer das Stadion und zum anderen musste die schweizer Mannschaft noch zwei Gegentore hinnehmen: in der 89.
Minute ein Wembley-Tor von der eingewechselten Martina Müller und in der Nachspielzeit machte Garefrekes das halbe Dutzend
voll.
So kam die deutsche Nationalmannschaft nach einem zähen Beginn ihrem Ziel – Teilnahme an der WM 2007 – wieder ein gutes
Stück näher, und liegt nun mit drei Punkten Vorsprung vor Russland auf dem ersten Platz der Qualifikationsgruppe.
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Nach blindem Verständnis mit Vereinskameradin Birgit Prinz kam auch Renate Lingor mal wieder zu einem Länderspieltor
Foto: Martin Kochem
Aufstellungen
Schweiz
Brunner, Künzler, Steinegger, Schärer, Dätwyler, Wenger, Beney (60. Zumbühl), Zürny (84. Siebenthal), Moser, Bürki, Gaillard
(77. Bernauer)
Deutschland
Angerer, Stegemann, Krahn, Jones, Fuss, Garefrekes, Omilade, Lingor, Pohlers (58. Mittag / 65. Bachor), Prinz, Wimbersky (79. Müller)
Tore
0:1 Pohlers (1.)
0:2 Prinz (57.)
0:3 Wimbersky (72.)
0:4 Lingor (78.)
0:5 Müller (89.)
0:6 Garefrekes (92.)
Gelbe Karte: keine
Schiedsrichterin:
Robin Noelle (Frankreich)
Zuschauer: 4000
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