Text: Marko Schiller Fotos: Nora Kruse Interviews: Nora Kruse
31.08.2006
Bei für irische Verhältnisse sehr gutem Wetter fand das WM-Qualifikationsspiel der deutschen Damen am vergangenen Samstag
in Dublin gegen die gastgebende Mannschaft aus Irland statt.
Dass Fußball, und damit auch Frauenfußball, in Irland nicht die bedeutende Rolle spielt, wurde schon bei der Auswahl des
Stadiums deutlich. Kurzum: klein, veraltet, halbe Baustelle, Imbiss nur in der Halbzeit, Öffnung der Stadiontüren
(es waren wirklich nur kleine Türen) erst zwanzig Minuten vor Spielbeginn.
So kam es auch, dass manche Zuschauer erst bei der Ehrung von Birgit Prinz, kurz vorm dem Spiel, ihre Plätze einnahmen. Sie
wurde durch DFB-Präsident Theo Zwanziger geehrt und spielte in Dublin ihr 150. Länderspiel.
Petra Wimbersky (l.), der Laura Hislop selten folgen konnte, sorgte, wie im Hinspiel, für einen Blitzstart.
Das Spiel selbst begann wie das Hinspiel in Cottbus: Ein frühes Tor durch Petra Wimbersky ebnete den Weg zu einem
glanzlosen aber erfolgreichen Sieg. Der Pass kam von Vereinskameradin Kerstin Garefrekes, wobei der Schuss von Wimbersky
noch leicht abgefälscht wurde. Das alles geschah bereits in der zweiten Spielminute.
Deutschland versuchte auch direkt nachzulegen durch Anja Mittag, die leider nicht nur diese Chance vergab an diesem Tag.
Die deutsche Mannschaft blieb überlegen und die Gastgeberinnen fanden weder Konzept noch Mittel, um die deutsche
Hintermannschaft in Verlegenheit zu bringen.
Diese Hintermannschaft lief in einer sehr überraschenden Formation auf. Neben Kerstin Stegemann, Steffi Jones und Annike
Krahn verteidigte Arinae Hingst erstmalig auf der linken Position in der Viererkette. Dies nutzte sie auch um
Offensivakzente zu setzen.
Ariane Hingst spielte in einer umgebauten Abwehr überraschend offensiv.
In der 16. Minute erhöhte die Jubilarin Birgit Prinz dann für die Gäste. Nach schöner Vorarbeit von Petra Wimbersky traf
sie zum verdienten 2:0. Zu diesem Zeitpunkt schien ein zweistelliges Ergebnis noch möglich. Doch
zog sich
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Im Hinspiel hatten die Irinnen mit einer 0:1-Niederlage alle überrascht, auch zur Revanche traten sie als geschlossene
Einheit auf.
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schon ab diesem Treffer die deutsche Mannschaft zurück und agierte eher sporadisch in Richtung irisches Tor. Eine Großchance in der 34. Minute
vergab Navina Omilade kläglich, als sie frei und unbedrängt vor dem gegnerischen Gehäuse stand und den Ball über die Latte
schoss.
Zwar folgten in den anschließenden Minuten zwei gute Chancen der Gäste, aber erst kurz vor dem Pausenpfiff
erhöhte Kerstin Garefrekes nach Pass von Anja Mittag, per Lupfer, auf 3:0, was gleichzeitig auch der Halbzeitstand war.
Dass dies auch der Endstand seien sollte, ahnte bis dato noch niemand, aber die Partie verflachte in der zweiten Halbzeit
so sehr, dass als einzigster Höhepunkt der Elfmeter von der eingewechselten Conny Pohlers Erwähnung finden sollte. Diesen
vergab sie leider aber auch. Trotz weniger Chancen auf deutscher Seite und steigender Passivität der gesamten deutschen
Mannschaft gelang es den Gastgeberinnen nie, ernsthaft gefährlich vor dem Gehäuse von Silke Rottenberg aufzutauchen.
Einsam und allein vor dem Tor: Kerstin Garefrekes lässt Emma Byrne keine Chance.
Insgesamt der erwartete Sieg auf dem Weg nach China, aber ohne wirklich Glanzpunkte für die doch zahlreichen deutschen Fans
im Stadion zu setzen. Teile dieser Fans sollten allerdings lieber weiterhin nur zu den „Männerspielen“ gehen, denn Gesänge
a la “Ohne Irland fahr’n wir zur WM!“ sind weder witzig noch fair. Ich persönlich empfand sie als dumm und niveaulos.
Silvia Neid:
"Insgesamt bin ich mit dem Spiel zufrieden. Wir sind sehr wach ins Spiel gegangen und wollten gleich zu Beginn den
Widerstand der Irinnen brechen, was uns auch gelungen ist. Wir haben dann nicht nachgelassen, sondern direkt nachgelegt,
den Gegner gut ausgespielt und uns viele Chancen erarbeitet. Auch die Abwehr hat sehr gut gestanden und nur eine einzige
Chance zugelassen. Im Vergleich zum Hinspiel waren wir aggressiver, haben ein besseres Zweikampfverhalten gezeigt und
unsere Bälle nach vorne waren nicht so neutral und unüberlegt."
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150 Länderspiele hat Birgit Prinz nun auf dem Konto - und erzielte darin auch ihr 95. Tor.
Noel King:
"Beim Hinspiel haben wir uns deutlich besser verkauft, dennoch bin ich glücklich. Die erste Halbzeit war schrecklich und es
war in der Pause klar, dass wir dieses Spiel verlieren würden. Dennoch haben wir in der zweiten Hälfte sehr beherzt und mit
Leidenschaft gespielt.
Wir sind in Irland in großen Schwierigkeiten, da wir über Jahre hinweg nie wussten, wohin wir eigentlich gehen wollen.
Jetzt aber haben wir einen Plan für die Entwicklung unseres Sports und haben in der letzten Woche vier neue Mitarbeiter für
den Frauenfußball in der FA eingestellt. Wir hoffen, 2008 den Ligenbetrieb aufnehmen zu können und ich bin sicher, dass es
bei uns stetig weiter nach oben geht."
Aufstellungen
Irland
Byrne, O’Connor, Boyle, Moran, Deasley (18. Thomas), Hughes, Grant, Caldwell, O’Gorman, Hislop, O’Toole (73. Griffin)
Deutschland
Rottenberg, Stegemann (74. Rech), Krahn, Jones, Hingst, Garefrekes, Omilade, Lingor (70. Bachor), Mittag, Wimbersky
(70. Pohlers), Prinz
Tore
0:1 Wimbersky (2.)
0:2 Prinz (16.)
0:3 Garefrekes (45.)
Gelbe Karte:
Hughes, Hislop, O’Connor
Schiedsrichterin:
Lena Arwedahl (Schweden)
besondere Vorkommnisse:
Conny Pohlers verschießt Foulelfmeter
Zuschauer: 300
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